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Hilfe vor Ort

Eine Phrase, die seit dem Brand im griechischen Flüchtlingslager Moria, wieder in aller Munde ist, «Hilfe vor Ort». Aufmerksamen Zuhörern wird auffallen, dass es vor allem Rechte und Rechtsradikale sind, welche diese drei Worte gerne in den Mund nehmen. Sei es die sogenannte AfD in Deutschland, die FPÖ und die Türkisen in Österreich oder die SVP in der Schweiz. Sie alle nutzen diese Phrase, um beim Stimmvieh einerseits den Eindruck von Menschlichkeit zu hinterlassen. Andererseits jedoch, und das ist die vordergründige Botschaft, welche dahinter steht, bedeutet «vor Ort»: «Überall, nur nicht bei uns!».

Selten wurde eine Floskel dermaßen ins Gegenteil ihrer Grundaussage gekehrt. Sind es doch gerade jene Parteien, die sich als die sogenannten «Vertreter des Volkes» sehen und jeden auch nur so kleinen Impuls von Hilfe in anderen Ländern zu unterbinden versuchen. Es sind die Egoisten, die Geizigen und auch jene, die zum Teil den Klimawandel leugnen oder zumindest sich mit den Maßnahmen dagegen, ziemlich viel Zeit lassen wollen. Gerade der Wandel des Klimas jedoch, für den unsere wohlhabenden westlichen und reichen Nationen die Hauptverantwortung tragen, wird immer mehr zu einer der Hauptursachen, welche Menschen zur Flucht zwingt. Es sind jene Parteien, die immer wieder durch rassistische, homophobe Tiraden auf sich aufmerksam machen, denen jeglicher Respekt vor anderen Völkern zu fehlen scheint. Das Wort «Hilfe» in Zusammenhang mit solcher Gesinnung mutet mehr als paradox an.

Genauso ist es nämlich. Alle jene, die immer wieder von der «Hilfe vor Ort» fabulieren, tun am wenigsten. Sie sind es, die ein «weiter wie bisher» propagieren, den Wohlstand und die Bequemlichkeit der eigenen Bevölkerung in den Vordergrund stellen. Probleme werden dadurch gelöst, indem man Mauern du Zäune baut, um die sogenannten Fluchtrouten zu schießen, Militärs aufrüstet und Asylbestimmungen verschärfen will. Dafür werden Unsummen investiert, mit «Hilfe vor Ort» hat dies aber nichts zu tun.


Wer um ein brennendes Haus eine Mauer zieht, lässt es abbrennen. Unsere Politik baut nicht nur Mauern um brennende Häuser, sie gießt Benzin in die Flammen und führt Sauerstoff zu. Nun, ist das Haus einmal abgebrannt, kommt die sogenannte «Hilfe vor Ort» zum Einsatz. Man baut das zerstörte Haus wieder auf. Mit unbrennbaren Materialien möchte man meinen. Nicht doch, es wird aus Stroh gebaut und nicht etwa ein Haus, sondern windschiefe Hütten.

Somit ist diese «Hilfe vor Ort» zu einer der verlogendsten Phrasen der aktuellen Politik verkommen. Denn die Aussage dahinter heißt ausschließlich «weiter wie bisher». Es ist eine Augenauswischerei für Denkfaule und Nationalisten. Die Naiven sehen Lebensmittel verteilende Hilfswerke, brunnenbohrende Ingenieure oder junge Idealisten, welche in irgendwelchen Dschungelschulen großäugige, dankbare Kinder unterrichten. Dabei sind es viele anderen Dinge, die vordergründiger wären. Warum helfen wir nicht, indem wir den Menschen dort Perspektiven geben? Etwa durch treiben von fairem Handel mit korrekten Preisen, der wiederum faire Löhne zur Folge hätte. Warum verhindern wir nicht den Verkauf von Waffen und anderem Kriegsgerät, investieren stattdessen in friedensfördernde Maßnahmen? Warum lassen wir uns jahrzehntelang Zeit, um endlich unseren CO2-Ausstoß zu verringern und damit dem Wandel des Klimas Einhalt zu gebieten?


Aber was solls? Wir werden uns weiter von Hilfe-vor-Ort-Phrasen einlullen lassen, Routen schließen, Mauern bauen, Lager mit unschuldigen Menschen füllen, Grenzen mit Waffengewalt zu schützen versuchen und alles andere unternehmen, als das Problem bei der Wurzel zu packen. So ist der Mensch, so seine DNA. Oder etwa nicht?

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