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Wir müssen unsere Außengrenzen schützen!

Ein klassisches Mantra der Populisten und mittlerweilen vieler Politiker, aus dem gesamten Spektrum. Was ist jedoch damit gemeint, welche Aufgaben würden sich damit stellen?
Nun, betrachten wir diese Außengenzen doch einmal etwas genauer und beschränken uns dabei der Einfachheit halber, auf jene der Europäischen Union. Alleine bei den Landgrenzen handelt es sich um eine Gesamtlänge von 14.151 km. Hinzu kommen fast 66.000 km Grenzen, welche an Küsten verlaufen, also insgesamt um die 80.000 km Außengrenzen. Es stellt sich also die Herausforderung, Außengrenzen von der doppelten Länge des Erdumfangs am Äquator, so zu gestalten, dass kein Mensch diese unkontrolliert passieren kann. „Wir müssen wissen, wen wir in unser Land lassen und wer nicht willkommen ist“, so die Argumentation. Dabei stellt sich wiederum die Frage, inwieweit sich die Absichten, mit denen ein Mensch zu uns kommt, ergründen lassen. Die Antwort darauf, eine weitere Challenge, die wohl an der Realität scheitern würde. Was die Grenzen angeht, bedeutete dies wohl eine Rückabwicklung einer der größten Errungenschaften der Europäischen Union. Konkret, die offenen Grenzen zwischen den europäischen Mitgliedsländern werden wieder geschlossen und von den einzelnen Nationalstaaten selbständig kontrolliert. Für einige, kleine Länder mit überschaubaren Grenzlängen mag eine durchgehende Kontrolle mit viel Aufwand noch funktionieren. Anderen jedoch würde sich eine schier unlösbare Aufgabe stellen. In diesem Fall würde das Thema das Fluchtursachen sicher wieder mehr in den Fokus geraten und die südliche und östlichen EU-Länder wären nicht bereit, die Türsteher für die grossen Ausbeuternationen und Waffenlieferanten zu spielen. Es würde über kurz oder lang zu massiven Konflikten und einer Auflösung jener Europäischen Union kommen, wie wir sie heute kennen. Obwohl auch die Zerschlagung der Europäischen Union in der aktuellen Form sogar erklärtes Ziel vieler Nationalisten ist, stellt sich eine weitere Frage. Mit welchen Folgen müssen einzelne Staaten im globalen Wettkampf zurechtkommen? Nun gibt es dazu diverse Antworten und Szenarien. Im Moment haben wir das Glück, wenn man es zynisch betrachtet, den Briten dabei zusehen zu dürfen, wie sie sich außerhalb der Europäischen Union schlagen werden. 
Die Illusion von einer Festung Europa entspringt einem kleingeistigen Schrebergartendenken, fern jeglicher Realität. In der Praxis nie umsetzbar, denn auch wenn diese Festung im klassischen Sinne errichtet werden würde, ist davon auszugehen, dass sich der „Feind“ entsprechend rüstete. Mauern und Zäune stellen in der modernen Welt keine wirklichen Hindernisse mehr dar, nicht für Menschen, welche Wüsten und Meere durchqueren. Radikale Stimmen fordern Schießbefehle, scheinen sich aber nicht bewusst, dass das eventuell bedeuten könnte, dass das Gegenüber ebenfalls aufrüsten könnte. Die Folge wären Massaker ungeahnten Ausmaßes. Einen kleinen Vorgeschmack, zu dem was Menschen auf der Flucht fähig sind, erhält man an den Ereignissen vom 26. Juli 2018 in der spanischen Enklave Ceuta. Bis zu 600 Flüchtenden gelang es mit selbstgebauten Waffen und einer „zuvor nicht gekannten Brutalität“ einen doppelten Grenzzaun zu überwinden. Was, wenn sich Millionen, die in nordafrikanischen oder türkischen Lagern konzentriert festgehalten werden, auf den Weg gen Europa machen? Ein Alptraum der europäschen Polititkeliten. Man scheint sich bewusst, dass es dabei zu extremen Situationen kommen würde, die wiederum extreme Maßnahmen forderten. Letztere suchten nach Rechtfertigung. Weshalb die Bürger Europas von Seiten einiger Regierenden schon massiven Gehirnwäschen unterzogen werden. Es wird polarisiert, den Europäern das verbriefte Recht auf Wohlstand, warum auch immer, zugesprochen. Jene, die mit Vehemenz an unsere Tür pochen aber, seien an ihrem Schicksal selbst Schuld, weil unfähig sich in der globalen Wirtschaft zu behaupten. Es handle sich um Untermenschen, nur darauf aus, sich wie die Made im Speck in unserer Sozialsysteme einzunisten, uns ihren archaisch rückständigen Glauben und rückwärts gewandten Ansichten und Lebensweisen aufzuzwingen oder gar mit der Absicht, uns auszulöschen. Es geht die Mär um, von einer staatlich gewollten organisierten „Umvolkung“ oder von Mächtigen, die solche Maßnahmen unterstützten. Welche Logik allerdings dahinter stecken soll, erschließt sich wohl kaum. Die Folge solcher Botschaften ist, dass sich im Bewusstsein der Bevölkerung langsam aber sicher eine gewisse Akzeptanz breit macht, was Vorgehensweisen gegen Menschen angeht, die illegal unserer Grenzen passieren wollen. 

Somit ist der Traum von durchgehend kontrollierten Grenzen und der Festung Europa eine Utopie. Eine Umsetzung würde uns zu Gefangenen im eigenen Wohlstandsgefängnis machen, es würde sich als Bumerang erweisen und stellt somit nicht einmal mittelfristig eine vertretbare Lösung dar.

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